Sehr bequem, zuverlässig, hohe Ladekapazität für Gepäck, für Barockliebhaber sehr schön anzuschaun, viel Möglichkeit für Individualität, hohes Drehmoment des Motors
Nachteile:
geringe Reichweite wegen zu kleinem Tank, Lichtmaschinenleistung zu schwach, Individualität strapaziert den Geldbeutel
Beschreibung:
Ich habe das Motorrad 1991 anläßlich meiner Eheschließung mit ca. 11.000 Meilen (Grauimport) gebraucht gekauft. Mittlerweile hat sie 70.000 Meilen und wir 2 Kinder. Die letzten 2 Jahre sind wir kaum gefahren. Die Wing wurde u. A. für längere Urlaubsfahrten nach Spanien, Südfrankreich, Italien,Rumänien und Griechenland genutzt.
Verbraucht hat sie ca. 7l/100 km Normalbenzin bleifrei, 2 Wasserpumpen(lecken ca. alle 40.000 km, können bei eingebauten Motor ausgetauscht werden), 1 Endantrieb (loses Radlager hat ihn ruiniert bei Kilometerstand ca. 65.000) und eine Zylinderkopfdichtung (ca. km 100.000). Mittlerweile sind die Stoßdämpfer völlig niedergeritten. Bei flotter Fahrweise >Tacho 200 auf der Autobahn schluckt sie bis zu 13 l/100km, was bei einem 18 Liter Tank die Reichweite sehr reduziert. Installiert habe ich Öldruckmesser, Öldruckthermometer und - wichtig - Bordspannungsmesser! Zusätzlich habe ich eine 200 W Stereoanlage, ca. 80 Lichter und einen Ventilator am Lenker (bringt jeden Puristen zum weinen) installiert. Wenn im Sommer der Kühlerventilator zuschaltet und der "Weihnachtsbaum" leuchtet, dann fällt die Bordspannung auf 8 V. Spätestens dann sollte der "Weihnachtsbaum" abgeschaltet werden, sonst droht der Hitzetod der Lichtmaschine. Die Honda Ingenieure kühlen intelligenterweise die Lichtmaschine mit dem Motoröl, welches dann am heißesten ist und damit am wenigsten kühlt, wenn die meiste Leistung abverlangt wird - wenn der "saftziehende" Kühlerventilator anspringt. Schäden passieren aber nur, wenn eine halbe Kleinstadt an Lichtern mitfunkelt. Die Anschlußklemmverbindungen der Lichtmaschine an den Kabelbaum (hinter der linken Seitenschale) habe ich von Anfang an verlötet, da diese sonst durchschmoren. Der Motor hat Zeit seines Lebens immer nur Synthetiköl 5W-40 bekommen. Die Kompression beträgt auf allen Zylindern noch immer 12,5 ±0,1 bar. Der Motor wurde von mir bis 60 °C Öltemperatur nie über 3.000 U/Min gedreht. Zu bemerken ist, daß die Kühlwasseranzeige bereits Betriebstemperatur signalisiert, während das Öl noch kalt ist. Daß ein nur mit der Bremse zu unterbindender Vorwärtsdrang beim Einlegen des 1. Ganges einsetzt liegt an altem Hydrauliköl in der Kupplung (alle 2 Jahre wechseln). Das Fahrwerk ist deutlich zu weich. Aber wer will schon mit einer Wing Sekunden am Nürburgring. Der Langstreckenkomfort ist phönomenal. Selbst wenn mal was den Geist aufgibt, nach Hause kommt man immer. Mit triefender Wasserpumpe kam ich von Südfrankreich nach Hause. Der Endantrieb hat ebenfalls von Südfrankreich nach Hause gehalten. Die Zylinderkopfdichtung kam am Beginn eines 3 Wochen Urlaubes nach Apulien und hat 6.000 km durchgehalten (wer braucht bei >100 NM Drehmoment schon Drehzahl). Selbst das mieseste Benzin einer Zapfstelle am Ende der Welt wird von diesem seidenweich laufenden Motor geschluckt. Die Gepäckmöglichkeiten sind recht ordentlich, selbst ein Zelt und das Gepäck der Chefin kann immer mit. Jederzeit würde ich mir eine 1200er wieder kaufen.
Testbericht Honda GL 1200 Goldwing Bj. 1987
