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Testbericht Aprilia SL 1000 Falco Bj. 2000

Testbericht von: Stephan Bösebeck
Gesamtwertung:
Technik:
Verarbeitung:
Zuverlässigkeit:
Fahreigenschaften:
Preis/Leistungsverhältnis:
Würdest Du das
Motorrad nochmal kaufen?:
Ja
Vorteile: Tourentauglich, wenn der Fahrer nicht zu groß, super Fahrwerk, Bordcomputer mit Zeitmessung
Nachteile: Dankt dem deutschen TÜV, Drehmomentloch zw. 3000 und 5000 U/Min (dadurch in der Stadt nur mit Kupplung oder Ruckeln fahrbar) - behebbar durch Chip, zu groß geratene Endschalldämpfer (dadurch auch mieser Klang), Bereifung
Beschreibung: Im Juli stand sie endlich da, die Falco von Aprilia. Hab lange gesucht, dann doch endlich einen großvolumigen V2 der auch
tourentauglich ist gefunden. Zunächst mal die Vorzüge der Falco:
Zunächst die äußerlichkeiten:
Von der Seite fällt zunächst der Bullige Tank auf, der mit seinen 21l Volumen auch für längere Fahrten genug Reserven bietet. Auffällig sind auch die beiden "schwimmer" an den Seiten. Die Endschalldämpfer sind für meinen Geschmack etwas zu
groß geraten, aber zum Glück gibt es ja Shark, Remus und Konsorten ;-)
Im Cockpit fällt sofort der zentrahle Drehzahlmesser und die beiden digitalen Anzeigen rechts und links davon auf. Diese
Displays haben viele Funktionen, unter Anderem werden Geschwindigkeit(natürlich), Max. Geschwindigkeit,
Durchschnittsgeschwindigkeit und Rundenzeiten angezeigt. Rechts ist zudem auch noch eine Uhr zu sehen (wer fragt sich
auf längeren Touren nicht, wie spät es ist?)
Die Sitzposition ist gut und auch Tourentauglich, außer man ist größer als 190cm.. ;-) Die Halbverkleidung bietet erstaunlich
guten Windschutz auch für Menschen mit 190cm Körperhöhe. Nur die Sitzposition des Sozius ist nicht so überauschend bequem.

Zu den inneren Werten:
Der Motor ist ein Rotax Triebwerk mit 1000ccm, 118 Pferden und 98 Nm Drehmoment(und das bei einem Leergewicht von nur 190 kg!) durch Direkteinspritzung. D.h. Leistung ohne Ende, wenn man es endlich geschafft hat, die 1500 km Einfahrdistanz zu überstehen. Dann darf man den Boliden bis 10500 U/Min jagen - eine für einen V2 ziemlich hohe Drehzahl. Und ab ca. 5000 U/Min explodiert die Falco förmlich nach vorn....

Bei so einem brachialen Motor ist die Gewichtsverteilung interessant: 49% Vorn,51% Hinten. D.H. Wheelies fahren sind überhaupt kein Problem (dank der Motorleistung) und sie bleiben immer schön kontrollierbar (denn das Vorderrad "springt" nicht nach oben sonder steigt langsam und kontrolliert auf)
Apropos Kontrolle: Das Fahrwerk ist noch so ein genialer Punkt. Extreme Schräglagen sind kein Problem (mit den richtigen
Reifen), Kurvenfahren ist nur noch Spaß. Das Handling ist einfach easy und kinderleicht und für so ein bulliges Motorrad
läßt sich die Falco mühelos auch durch Schikanen lenken, Lastwechselreaktionen ein Fremdwort!
Den rest spare ich mir, die Lobliede auf die Falco könnt ihr auch anderswo lesen ;-)

So, genug des Loblieds, jetzt die Mankos!

Was in sonst keinem Testbericht steht und einem als erstes auffält, sind die RIESIGEN Endschalldämpfer, die sollte man am
besten sofort umtauschen. Auch der Sound ist einfach Sh..., es sind zwar 94 Db Standgeräusch eingetragen, aber die kommen
nur von Vorn, vom Motor - der mach ganz schön Lärm. Den typischen V2-Sound vermisst man völlig (man kann ihn erahnen,
wenn man ein Ohr an einen der Endschalldämpfer legt ;-).
Also: Tipp No. 1: Neue Endtöpfe! (bis jetzt gibt es da nicht besonders viel Auswahl, aber Shark, Termignioni und Remus gibts schon)

Das Zweite und weit schlimmere Problem ist die Drehmomentkurve. Unter 5000 U/min passiert GAR NIX, da war meine 600er
Bandit noch besser. Und das soll ein V2 sein! Naja... ich hab ein wenig recherchiert und rausbekommen, daß das nur und
ausschließlich bei der Deutschen Version der Falco so ist (irgendwas von wegen Zündung reduzieren wg. Lautsstärke!) - F... TÜV!
Das wäre alles nicht so schlimm, wenn sich dadurch das Motorrad nicht "seltsam" Verhalten würde, z.B. die
Full/Half-Throttly Mystery: Gibt man im unteren Drehzahlbereich (3-5000 U/Min) Vollgas, klingt das, als würde der Motor
"absaufen", sich verschlucken. Man geht also wieder vom Gas, und wenn man ca. Halbgas erreicht hat, mach die Falco einen
Satz nach Vorn, das es schon mal passieren kann, daß das Vorderrad aus Versehen, den Boden verliert. Das kann vor allem
beim Ausfahren aus Kurven zu Peinlichkeiten führen. Da haben sich die Leute von Aprilia (Deutschland) nicht mit Ruhm
beckleckert (oder soll ich sagen der TÜV?) Dummerweise macht es auch das Fahren in der Stadt nicht einfacher, denn
im 1. ist man bei 5000 u/min schon bei 56 km/h! 30 kann man dann nur mit schleifender Kupplung fahren!
Gut, was kann man dagegen tun? Einzige Lösung, das Programmeprom in der Steuerbox auswechseln (unterm Fahrersitz).
Es gibt dabei zwei Möglichkeiten, entweder (und das ist die bessere!) ein Tunig-Eprom von z.B. Dynotec (www.dynotec.de), das
bringt dann noch ein paar PS oder das Original Eprom aus Italien (kostet beides in etwa gleich viel). Damit werden die
Drehmomentlöcher glattgebügelt.
Drittes und letztes Manko: Der 6. Gang ist zu lang übersetzt, die 255 Spitze erreicht man nur mit einem 150cm großen, 45 kg
leichten Jockey! Ich erreichte im 6. Gang gerade mal 220, im 5. Allerdings 235, der 6. war auf der Autobahn nur zum Sprit-Sparen zu gebrauchen!
Apropos Sprit: Bei mir hat die Falco so ca. 9l zu sich genommen, ein guter Schluck, aber bei den großen V2 eigentlich üblich.

Meine Umbauten:
Ich hab so einiges versucht. Um die Probleme durch die Löcher in der Drehmomentkurve zu erschlagen, wollte ich zunächst
ein größeres Kettenrad einbauen: Ging nicht, Kette zu kurz. Also, wer diesen Weg versucht, kann sich auch gleich einen neuen
Kettensatz zulegen! Aber dann gehts auch... ;-)
War also nicht so prickelnd... Also anderen Chip => WOW! Das hat sich gelohnt.
Jetzt kann man sogar bei 100 im 6. noch am Gas
drehen, und es passiert was (außer mehr lärm ;-) - dann befindet man sich ca. bei 3500 U/Min. Auch das langsam fahren in
der Stadt ist nun möglich. Die Leistungsentfaltung ist jetzt sehr viel angenehmer, auch aus dem Drehzahlkeller zieht die
Falco jetzt lustig nach oben. Die paar Pferde, die so ein Chip mehr bringt,lösen auch das 6.-Gang-Problem, jetzt zieht sie (auch
mit "größeren" Jockeys) auch im 6. rauf bis 250! Und die Full/Half Throttle-Mystery ist auch verschwunden!
Ach ja: Der Verbrauch ist auch um 1,5l gesunken.

Tipp: Wenn ihr schon dabei seid, den Chip einzubauen, tut euch und eurer Falco einen Gefallen und schmeißt den
Luftmengenbegrenzer (ein hochtrabendes Wort für eine Scheibe mit einem Loch in der Mitte, ist wirklich extrem. Der Lufteinlaß
ist ca. 10cm im Durchmesser, das Loch im Begrenzer hat vielleicht 2cm!) aus der Airbox raus! Verbessert den Sound etwas und die Falco wird etwas spriziger.

Fazit:
Nachdem ich den Chip eingebaut und einen anderen Auspuff angebaut habe, ist die Falco das beste vom Besten! Der Chip ist
nur eine kleine Investition die erheblich den Fahrspaß erhöht. Bei allen Motorrädern in dieser Kategorie ist die Falco mit
Abstand am besten ausgestattet, bietet guten Fahrkomfort und ist die beste Mischung zwischen Sportler und Tourer, die momentan auf dem Markt zu finden ist.
Ich hab lange gesucht, aber außer der Falco eigentlich keine Sporttourer mit V2-Motor und mehr als 100PS gesehen.
Ich kann die Falco nur jedem weiterempfehlen! Ein Super-Motorrad!

PS:
Natürlich ist das alles meine Subjektive Meinung, es ist gut möglich, daß es andere anders sehen. Also: Probefahren, und wenn
ihr euch über den müden Abzug aus dem Drehzahlkeller wundert, denkt an diesen Test!







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