Eine gelungen Symbiose von Tourer- und Supersport-Eigenschaften. Fahrwerk und Fahreigenschaft sehr gut. Optik, Sound und Feeling 1a.
Nachteile:
Leerlaufanzeige mangelhaft.
Beschreibung:
Ich fuhr ca 10 Jahren BMW. Eine R100 mit Sportverkleidung und von meinen Vorbesitzer liebevoll zum optischen Höhepunkt verfeinert. Eine gut gemachte Maschine. Da klappert nichts. Unverwüstlich. Zuverlässig. Beständig. Der hohe Widerverkaufswert spricht für sich. Tourentauglich. Trotzdem voller Power. Drehmoment aus dem Drehzahlkeller satt. Souverän . Mit Understatement. Kein überdrehter Reiskocher. DAS Bike für Puristen, die Qualität gelackten Joghurtbechern vorziehen.
Etwas gelangweilt bin ich dann ohne Detailkenntnisse auf Ducati umgestiegen. Ich wusste nicht was mich erwartet. Es war einfach eine Laune. Ich glaube man kann meine Erfahrung wie folgt zusammenfassen (ich bitte dabei die drastische Ausdrucksweise zu entschuldigen).
Die BMW Ingenieure müssen einfach mehr Verstand haben. Die BMW ist gut durchdacht. Sie ist mit dem Kopf gemacht.
Die Ducati ist mit den Eiern gemacht. (sorry aber mir fällt kein besserer Ausdruck ein) Meinen Kopf muss ich bei der Arbeit gebrauchen. In meiner Freizeit bevorzuge ich Anderes.
Ich glaube, dass eingefleischte Tourer mit Ducati aus medizinischen und ergonomischen Gründen kaum glücklich werden können. Die ST4 (oder ST2) der SportTourer von Ducati verbindet jedoch Tourentauglichkeit mit Sportlichkeit. Bei circa 100 km/h kompensiert der Winddruck die schräge Sitzposition. So kann man den ganzen Tag die Freude an dem italienischen Feuer genießen. Man muss es einfach mal ausprobieren. Fahrgenuss pur. Das Fahrwerk ist unschlagbar. Präzise leichtgängig und renntauglich. Der Motor ein Feuerwerk. Obwohl ich bei BMW mit Drehmoment und Leistung satt ausgestattet war, schient sie mir heute wie ein Diesel. Der Sound der Ducati fasziniert. Bei jedem Lastwechsel läuft es mit kalt den Rücken herunter.
Die ST4 hat aber auch eingebaute und bei Ducati seit Langem bekannte Mängel. Die Leerlaufkontrollampe leuchtet "manchmal" wenn man in der Nähe des Leerlaufes ist. Bei ausgeklapptem Ständer geht der Motor immer aus. Selbst wenn man die Kupplung zieht oder im Leerlauf ist. Nach Rückfrage bei Experten macht das auch Sinn. Ducati kann sich nicht auf den Leerlaufschalter verlassen und musste deshalb auf so rigide Mittel zurückgreifen. So etwas würde es bei BMW nie geben. Schlamperei. Auch das Drehmoment bis ca 2500 RPM lässt zu wünschen übrig. Doch die Ducati ist nicht fürs Stehen, den Leerlauf oder niedrige Drehzahlbereiche gebaut. Ich habe die Macken liebgewonnen und vergebe Ihr. Ich werde ausreichend belohnt. Ich frage mich inzwischen warum man eigentlich unter 2000 RPM den Motor quälen muss. Ist das laute Bumbum in untertourigen Bereichen nicht genauso platt wie das Blubbern der überforderten Bassboxen eines flanierenden Golf GTI Fahrers mit Techno-Müll im CD-Player?
Die Ducati ist extrem elastisch. Sie entfacht zwischen 2500 und 11000 RPM ein Feuerwerk.
Ich kann nur jedem Motorradfahrer raten, einmal italienische Lebensart zu fahren. Ich arbeite nicht für Ducati und ich halte BMW immer noch für das vernünftigere Bike, aber ich habe mich in meine ST4 verliebt. Der einzige Grund der mich davon abhält zu fahren und statt dessen vor einem Computer zu sitzen ist die Tatsache, dass ich nicht mehr auf meinen H.... sitzen kann.