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Testbericht Kawasaki ZX-12R Bj. 2000

Testbericht von: Harry Hain
Gesamtwertung:
Technik:
Verarbeitung:
Zuverlässigkeit:
Fahreigenschaften:
Preis/Leistungsverhältnis:
Würdest Du das
Motorrad nochmal kaufen?:
Ja
Vorteile: feine japanische Motorentechnik, gut dosierbare Bremsen, Cockpit/Instrumente gut lesbar und aufgeräumt, informativ, schon fast wie bei einem Tourer, sehr stabil, auch bei hohen Geschwindigkeiten,
Nachteile: Bei
Beschreibung: Ich möchte ganz die Gelegenheit wahrnehmen und über meine ersten Erfahrungen mit der Kawa ZX12 berichten.

Mit viel Herzklopfen habe ich Ende Mai 2000 eine metallic-grüne ZX12 in Empfang genommen. Gleichzeitig wurde ich hierbei um eine ZZR-1100, eine ZX7-R und 5 Mille erleichtert. Heute - 27.7.2000 -habe ich erst einen KM-Stand von 3200. Bei dem miesen Wetter kein Wunder. Meine bevorzugten "Renn- und Spazierstrecken" sind in der Eifel und im Bergischen Land (Köln).

Die rund 250 kg schwere Maschine will im Stand schon kräftig geschoben werden, soll sie sich bewegen. Mit meine 71 kg und 1,76 habe ich schon mal meine gute Mühe. Vor allem fehlt mir der "Wegwerfgriff" von meiner alten ZX7. Schön ist die Abdeckung des Soziussitzes. Sieht gut und spart mir 300 DM.
So viel kostete die Abeckung für eine ZX7. Die Sitzpostion ist ähnlich der ZZR-1100 oder ZX-9 moderat sportlich. Kein Vergleich zu "Messer-zwischen-den-Zähnen"-Sitzhaltung der ZX7.
Dank des guten Windschutzes muß man sich auch bei sehr schneller Fahrt kaum hinter der Scheibe verstecken.
Der Einschlag ist deutlich besser als bei der ZX7. Kein Wunder die Griffe sind oberhalb des Tanks.

Die Verarbeitung macht einen guten Eindruck. Das Cockpit entspricht dem heutigen Standard. Analoge Anzeige und "Mäusekino". Gott sei Dank hat man aber Tachometer und erst recht den Drehzahlmesser als analoge Anzeige belassen. Das dient einer bessere Lesbarkeit. Das Mäusekino (Digitaldisplay) informiert über Wegstrecken (2 Tageskilometerzähler, Tourensportler lassen grüßen), Gesamtlaufleistung, Uhrzeit (endlich), Wassertemperatur und Tankanzeige, die recht genau anzeigt. Eine Tankumschalter für Reserve gibt es nicht! Beim Einschalten der Maschine werden alle Anzeigen auf Funktionsfähigkeit getestet. Sieht gut aus. Die Tachoanzeige geht bis 340 km/h. Macht sich gut für´s Foto!

Zum Einstampfen der Bewegungsenergie hat Kawasaki der ZX12 vorne zwei 6-Kolbenzangen und hinten eine 2-Kolbenzange spendiert. Die Bremsanlage wird ihrer Aufgabe sehr gerecht. Für meinen Geschmack dürfte sie aber noch etwas härter ansprechen. Wer ZX12 fährt, der fährt auch der Umwelt zuliebe mit einem Kat. Dieser wurde in ein wirklich fettes Titan-Ofenrohr verpackt. Selbst die noch junge ZX12 macht damit einen Sound, der eine R1 von Yam verblassen läßt.
Schon bei der alten ZX7 war der 190er-Reifen eine Wucht. Wer es mag hat Spaß daran. Optisch wie auch fahrerisch. Für mich persönlich ein Muß. So war der 200er-Reifen das Argument in der Kaufentscheidung-Waagschale für die ZX12. Trotz aller Dementis habe ich mich dann doch entschieden die ZX7 zu verkaufen und hierfür mich mit der ZX12 zu trösten.

Der Motor ist eine Sahnestück. Kraft ohne Ende. Die Einspritzanlage macht sich besonders beim Kaltlauf positiv bemerkbar. Das war die ZX7 zum Heulen.
Der Motor springt kalt und warm willig an, ohne Zicken. Warum trotz Einspritzanlage ein Choke eingebaut wurde verstehe ich nicht. Werde ich aber auch noch herausfinden. Die Gasannahme ist sehr gut, aber leider ist der Lastwechsel deutlich zu spüren.
Die Vibrationen halten sich in Grenzen. Begreift man die Konstruktionsweise (Monocoque-chassis), dann kann man mit diesen Vibration leben. Sonst wären aber auch ein BMW-Siebener oder die S-Klasse die bessere Wahl, wenn man´s vibrationsarm liebt.
Der Verbrauch - naja - bei 1200 ccm und 180 PS ist
sparsamer Verbrauch nicht zu erwarten. Je nach Fahrweise verbrauchte ich zwischen 7 und 8,8 Litern Superbenzin. Wie gesagt, die Vmax von 306 km/h (eingetragen) steht noch aus!

Die ZX12 habe ich gemäß den Einfahrvorschriften eingefahren. Sicher ist sicher, nachdem mrs eine ZX12 platt gemacht hatte.
Denn ab 3000 km hat man Grünes Licht für 300 km/h. Aber mangels freier Bahn war auch noch keine Höchstgeschwindigkeit möglich. Aber das ist bei diesem Moppedle auch nicht alles. Denn diese Bike geht mit seinen gut 180 PS und über 130 Nm ab wie ein Dampfhammer. War bei meiner alten ZX7 (sehr gutes Bike, besonders das Fahrwerk!) über 220 (Tacho) alsbald die Luft raus
liegt die ZX12 erst richtig los. Und das macht Spaß. Interessant hierbei: Mit dem passenden Anzug (special edition) und Helm sind 200 km/h in normaler Sitzposition überhaupt kein Problem. Der Windschutz der ZX12 ist dann sehr effektiv. Denn, mit meinem alten Shoei-Helm(Waldi-Edition) ging es deutlich lauter zu.
Bis 300 km/h (mehr war mangels Fahrbahn noch nicht möglich. (SICHERHEIT, gelle) absolut stabiles Fahrverhalten.
Ausnahme: Je nach Fahrbahnbeschaffenheit und Geschwindigkeit pendelt die ZX12 schon einmal in Schräglage um die eigene Körperachse. Das ist selten und nicht weiter schlimm. Dies war nur am Anfang etwas ungewohnt. Die Abstimmung des Fahrwerkes ist mir persönlich etwas zu komfortabel.
Als alter ZX7-Fahrer würde ich sagen: Tourensportler! Aber in Kürze gibt es - von Kawa selbst - eine sportliche Einstellvariante!

Die Zx12 im Alltag.
Nach 3200 km kann ich naturgemäß noch nicht viel sagen. Aber das bisher erlebt ist sehr vielversprechend. Was die Maschine ausmacht, ist die souveräne Leistungpräsenz des Motors. Der will einfach nicht aufhören. Du drehst am Quirl und ab geht die Post. Auch langsam geht. Macht aber nur müde!
Es ist der Wahnsinn, wie schnell die 200 km/h überschritten werden. 0-100 ist uninteressant. Der 1. Gang sehr laaang übersetzt. Das war anfangs recht gewöhnungsbedürftig. Wer braucht 300 km/h? Eine überflüssige Frage! Wer braucht Ferrari? Höchstleistung ist nicht alles. Interessant ist der Weg dahin.

Ein Big-Bike ist natürlich kein Kurvenräuber. Bei 200er-Reifen ist schon mehr Einsatz notwendig. Wer aber gute Erfahrung mit einer ZX7 hat, wird bezüglich Einlenkverhalten sich wundern, wie gut diese ZX12 geht. Trotz Gewicht und Reifengröße. Im Vergleich zu einer Fireblade will eine ZX12 schon härter gepackt werden.
Für meinen Geschmack kommt man in Kurven recht schnell mit Schuhen und Pedalen auf den Asphalt. Dies war bei der Zx7 nicht der Fall. Fazit: Wenn auch kein Kurvenräuber, aber es macht viel Spaß mit dieser Power durch die gewundenen Landstraßen der Eifel zu fahren. Die Kombination von Leistung und Bremsanlage der ZX12
machen solche Ausflüge zu einem wunderbaren Erlebnis. Überholmanöver inklusive.

Auf Autobahnen - eine für eher langweilige Angelegenheit - bleibt nicht viel vom Motorradfahren. Zu viel Stau! Wenn es aber etwas freier ist, dann ist die Gelegenheit dem Motor die Sporen zu geben. Wahnsinn! Die Autobahn war selten so schmal!

Fazit: Da ich erst 3200 km mit der ZX12 gefahren bin, sind meine Erfahrung nur unvollständig. Aber wie so oft zählt auch der erste Eindruck. Und der ist gut!
Kawasaki hat mich nicht enttäuscht. hier wurde etwas mehr Entwicklungzeit investiert, statt einfach nur der erste Hersteller mit einem 300-Bike sein zu wollen. Und schön ist sie auch noch! (Die meisten werden sich schon denken was ich meine).
Gut: Bremsen, Motor, Verarbeitung, Handling, Sitzposition, Windschutz, Licht, endlich habe ich eine Uhr
Zufriedenstellend: Fahrwerkseinstellungen (zu sehr tourensportlich).
Teilweise nervend: heftige Lastwechsel an der Kette, Vibrationen bei bestimmten Geschwindigkeiten, Verbrauch (und Spritpreis; kein Wunder), Reifenverschluß (auch kein Wunder), meine kleinen Hände wg. dem viel zu großen Abstand zwischen Lenker und Kupplungs/Bremsgriff, meine Körpergröße (1,76 m)

See you later

Dr. Harry Hain







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