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Baltikum ´93


Die kommende Woche fuhren wir mit dem regelmäßig unregelmäßig verkehrenden Bus nach St. Petersburg hinein und machten in aller Ruhe Sightseeing. Die Stadt ist das reinste Museum; Anfang des 18. Jahrhunderts von Zar Peter dem Großen auf Sumpfgebiet erbaut, im 2. Weltkrieg teilweise zerstört und danach sehr schön wieder restauriert, lohnt sich auf jeden Fall für eine Woche. So konnten wir auch noch etwas hinter die Kulissen schauen und hetzten nicht nur von Highlight zu Highlight. Obwohl keine Museumsfreaks, hat uns die Eremitage fasziniert. Alle Zaren haben dort ihre Geschenke und Erwerbungen ausgestellt, teilweise unglaublich schöne Sachen. Das Leben an sich war recht einfach und billig. Es war fast alles an Lebensmitteln zu bekommen (wenn man sich geduldig in bestehende Schlangen eingereiht hat) zu Spottpreisen, es gab nur nicht alles überall. So hieß die Devise: Wenn man etwas schönes sieht - sofort kaufen. Die Verständigung war wie in Spanien. Da unser Russisch so gut wie unser Spanisch war und ist, nämlich gleich Null, wurde auf Körpersprache umgestellt, was uns auch immer ans Ziel brachte. Die Leute waren prinzipiell freundlich, und daß uns auf dem Campingplatz etwas geklaut wurde, war zum Großteil auch Nachlässigkeit. Sonja hatte vergessen, einen Koffer abzuschließen, dessen Inhalt am nächsten Abend bis auf ein paar Packungen Spaghettis prompt verschwunden war (Nudeln hatte derjenige wohl schon genug). Es handelte sich hierbei aber auch nur um einen Schlafsack-Kompressionssack und diverse Tütensuppen. Des weiteren fand das Klettband an der GS-Prallrolle mit BMW-GS-Emblem auch einen Liebhaber. Aber dafür, daß wir die Motorräder den ganzen Tag über unbewacht stehen ließen, passierte zu unserer Freude sehr wenig.

Fünf Tage nach Ankunft ging es ziemlich fußkrank endlich zum Entspannungsteil über - dem Motorradfahren. Wir fuhren nach Tallin, der Hauptstadt Estlands, durch und fanden einen netten Campingplatz. Standard war hier allerdings nur noch Plumpsklo, was sich auch auf den späteren Plätzen selten änderte, und warmes Wasser nur nach Absprache. Nach einem herrlichen, sonnigen Abend war es dann am nächsten Tag so richtig ungemütlich naß (von oben), womit sich schon das Wetter für die kommenden drei Wochen ankündigte. Tallin besichtigt mit seiner hübschen Altstadt, ein bißchen rumgegondelt auf den Mopeds, dann wollten wir vor dem Wetter fliehen und erinnerten uns an die Bauernregel: Geht das Wetter dir auf den Pinsel, fahr doch einfach auf die Insel. Also, auf nach Saaremaa.

Auf dem Weg dorthin wieder mal schwer Regen gehabt, trotzdem noch die Halbinsel Paldiski mit seinem alten Militärstützpunkt (ehemals russisch) angeschaut. Das Wetter brauchte nur einen geringen Teil dazu beitragen, der ganzen Gegend eine beklemmende Ausstrahlung zu geben. Zerstörung ohne Ende, wir fühlten uns wie am Ende der Welt. Den Abend, vollkommen durchnäßt, beschlossen wir in einer Hütte auf einem Campingplatz auf Saaremaa bei einigen Bechern Rum mit Tee. Hütten mieten ist sowieso angesagter bei den Eingeborenen, Wessies mit Zelten werden zwar auch aufgenommen, aber doch mit leicht verständnisloser Miene in irgendeine Ecke des Platzes verwiesen.

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