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Baltikum ´93


Am nächsten Tag nach den verbleibenden 80 km bei der Inselhauptstadt Kuressaare auf einem sehr komfortablen Campingplatz unser Zelt aufgeschlagen. Hier gab es einen weiteren Höhepunkt dieser Reise. Die Unmengen von Stechmücken, die uns bisher jeden Abend geplagt hatten, kannten hier keine Tages- oder Nachtzeit, sie waren immer hungrig. Sogar 2 m vom Meer entfernt am Strand kannten sie keine Gnade und keinen Wind. Wir flohen schließlich vor den Mücken und dem letzten wolkenbruchartigen Regen in eine Hütte und konnten den restlichen Tag endlich nutzen, die landschaftlichen Schönheiten dieser Insel bei Sonnenschein (!) zu erleben. Die Fahrt über viele Schotterpisten brachte uns zu vielen interessanten Hinterlassenschaften der Russen und auch Einöden, wo wir nie Einwohner vermutet hätten. So schön auch diese Insel war, wir hofften in unserem Wahn immer noch auf besseres Wetter woanders und setzten wieder auf’s Festland über, wo wir dann bei Pärnu einen Traumplatz fanden: direkt am Meer gelegen auf einer Wiese stellten wir die Zelte im Sonnenschein auf und genossen einen Abend fast ohne Mücken. Am nächsten Tag konnten wir sogar am Strand im Sonnenschein relaxen. Welch Erholung, so stellten wir uns Urlaub vor!

Es sollte laut Murphy anders kommen. Morgens die nassen Zelte eingepackt und im immer wieder auftretenden Regen uns auf den Weg in die einzige Studentenstadt Estlands gemacht - Tartu. Dort hatte man allerdings mehr den Eindruck - trotz Semesterferien - in Studentenunruhen gekommen zu sein. Soviel „Politsei“ hatten wir noch nie auf einem Haufen gesehen. Unruhen gab es dafür aber überhaupt nicht. Die Stadtbesichtigung war recht kurz, auch weil sich Ingna & Oliver noch am vorletzten Abend mit dem Motorrad in einer nassen Kurve hingelegt hatten und Laufurlaub brauchten.

Die letzte große Stadt unserer Reise lag vor uns: Riga. Vorher überquerten wir noch die Grenze nach Lettland bei Valga, wo mich nur das überraschende Auftauchen der drei anderen Motorräder vor der ultimativen Filzung des Zöllners rettete, nach dem Motto: ein Moped ist interessant, vier Mopeds bedeuten Arbeit. Estland empfanden wir im Nachhinein als das angenehmste Land. Die Leute sind freundlich, sehr westlich orientiert, es gibt alles zu kaufen und es ist sehr billig. Lettland war anders, aber unbeschreiblich anders. Es war irgendwie ärmer, die Leute waren auch nicht so „locker“. Wir hatten den Eindruck, hier war der Kommunismus mit seiner Trägheit und seinem Desinteresse noch nicht überwunden. Welch anderes Bild bot Riga, die Stadt, die wir von einem Campingplatz in Sigulda aus erkundeten. Die so voll von gepflegten Jugendstil- und klassizistischen Bauten war, daß uns die Luft wegblieb, auch vom Zurückbiegen des Kopfes. Auch ohne Architekt zu sein, faszinierte diese schöne alte Bauweise, und ich machte viele Bilder nur der Bilder wegen. Diese Stadt war wirklich supergepflegt und verströmte noch die ganze Pracht der alten Hansestadt. Die Straßen waren allerdings auch noch altes Hansestadtniveau (Betonung auf alt). Kopfsteinpflaster und Teerflickenteppiche, durchzogen mit Straßenbahnschienen, die das Fahren zu Handlingsprüfungen werden ließen. Aber auch hier sollte Murphy Recht behalten, es sollte schlimmer kommen. Anyway, Riga war definitiv eines der Highlights dieser Reise.

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