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Baltikum ´93


Nida an sich ist nur ein kleiner verträumter Ort, mit dem „Am-Ende-der-Welt-Charme“, den ein Ort umgibt, der direkt an der russischen Grenze liegt. Am Hafen sprach uns jemand an, ob wir eine Übernachtung suchen würden; er hätte auf russischer Seite ganz neue Häuser. Wir sagten zu, weil es sich trotz 20 DM/Person erstmal gut anhörte und wir nach dem Zeltplatz in Palanga, der sanitärmäßig selbst für östliche Verhältnisse beschissen war, Komfort und warmes Wasser suchten. Das fanden wir! Die Häuser waren mit allem ausgestattet und weil der Besitzer Bauer war, gab es dann auch alles frisch vom Hof. Die erste Nacht wieder mal im gemütlichen Doppelbett. Nächsten Tag wandern wir auf die Dünen, so beschlossen wir mit Blick auf dieselben.

Der nächste Morgen war naßkalt und windig und so starb auch dieses Unterfangen und wir packten uns kurzerhand komplett ein und fuhren nach Kaliningrad. Ein kurzer Stop noch im ehemaligen Ostseebad Cranz zeigte uns, wie weit ein einst berühmter und sehr schöner Ort verkommen kann. Das war aber nur ein Vorgeschmack auf das einstige Königsberg. Nach dem Krieg fast vollständig zerstört, wurde die Stadt ohne jeglichen Sinn für Ästhetik in realsozialistischer Plattenbauweise wieder aufgebaut. In der Annahme, es gäbe etwas zu sehen, wagten wir uns dummerweise in die City. Es gab außer einer Domruine nichts zu sehen und was viel schlimmer war, wir fanden nicht mehr raus. Vielleicht auch weil es bis vor kurzem militärisches Sperrgebiet war, gab es nur Hinweisschilder (wenn überhaupt) in Richtung Riga, in Richtung Polen - nix! Nach der ersten 45-minütigen Ehrenrunde im Regen auf etwas, was als Schlaglöcher mit fester Randeinfassung bezeichnet werden kann (und damit das definitiv katastrophalste an „Straße“ war, was uns unter die Reifen kam), half uns ein freundlicher Pole aus der Stadt hinaus. Eine Stunde später waren wir an der Grenze, die selbst zwei Kilometer vorher nicht angekündigt war, sich einen Kilometer später aber durch das Ende der Autowarteschlange offenbarte. Für uns kein Problem, dran vorbei und innerhalb einer 3/4 Stunde von sehr interessierten Grenzern abgefertigt. Wir waren sozusagen wieder im Westen. Durchnäßt wie wir waren, hielten wir im ersten 3-Sterne-Hotel an und mußten nach dem Einchecken doch noch einen kleinen Standardunterschied feststellen: es gab weder Heizung noch warmes Wasser. Am nächsten Tag auf Landstraßen im Regen in einem Rutsch bis Berlin zu Bekannten durchgefahren. Hier war’s warm, endlich! Sonja fuhr nach Hause und ich schaute noch auf dem Falkensteiner Italo-Treffen vorbei, wo ich allerdings schon das gute Wetter am Samstag ausnutzte und nachmittags wieder heimfuhr. Wenigstens eine Fahrt (fast) ohne Regen.

Zusammenfassend sind wir uns einig, daß sich der Osten auf jeden Fall gelohnt hat und wir auch zur richtigen Zeit da waren; die Verhältnisse ändern sich ja ständig, was die Medien uns täglich bestätigen. Probleme mit der Lebensmittel- oder Spritversorgung (sogar 98 Oktan) gab es (so gut wie) nie. Auch die Motorräder liefen blendend. Die einzige Panne, und das an der Guzzi, war der Verlust des Bolzens zwischen Fußbremshebel und Gestänge. Wir hatten halt nur sehr viel Pech mit dem Wetter. Dafür geht es nächstes Jahr wieder gen Süden, allerdings: Polen war auch sehr schön...
Eric Koch März 1994

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Datum:17.03.2001
Quelle:Eric Koch
ID:1099

 

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